„Nitrat ist meistens der Endstoff“ – aber nicht immer
Während der Interzoo 2024 habe ich mit einem Mitarbeiter von SANDER BV über ein innovatives Filtersystem gesprochen, das die biologische Denitrifikation ermöglicht.
Die Denitrifikation – der Prozess, bei dem Nitrat (NO₃-) in Stickstoffgas (N₂) umgewandelt wird – ist normalerweise der letzte Teil des Stickstoffkreislaufs.
Aber in vielen Wassersystemen, wie Aquarien und auch Koiteichen, bleibt oft Nitrat als Endprodukt zurück. Esther:
„Nitrat ist normalerweise die Endstation. Das muss nichts Schlechtes sein, aber wenn es sich anhäuft, muss man es irgendwann aus dem System entfernen.
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Hier kommt dieses Filtersystem ins Spiel.
Geschlossenes System für gezielte Denitrifikation
Das von SANDER entwickelte System verwendet einen geschlossenen, sauerstoffarmen Raum, in dem denitrifizierende Bakterien aktiv sind.
Diese Bakterien beziehen ihren benötigten Sauerstoff nicht aus der Luft oder dem Wasser, sondern aus dem Nitratmolekül selbst.
Dabei entsteht Stickstoffgas, das das System durch Diffusion verlässt.
„Der Schlüssel ist, dass kein Sauerstoff in diesen Teil des Filters geblasen wird. So können die richtigen Bakterien ihre Arbeit tun“, erklärt Esther.
Dazu ist auch eine Kohlenstoffquelle erforderlich – zum Beispiel Essigsäure – die als Nahrung für die Bakterien dient.
Vorteile der kontrollierten Denitrifikation
Esther betont, dass die spontane Denitrifikation auch in Biofilmen offener Filter auftreten kann, aber unvorhersehbar ist:
„
In einem Biofilm kann sich manchmal eine sauerstoffarme Schicht bilden, in der die Denitrifikation stattfindet, aber das ist nie gezielt oder kontrollierbar.“
Mit diesem System können wir über Redox-Messungen und pH-Kontrolle sehr präzise arbeiten.
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Das System bietet also Vorteile für Anlagen, bei denen es auf Stabilität ankommt – etwa in Großaquarien, Forschungsanlagen oder Tiersystemen, bei denen die Wasserqualität genau überwacht werden muss.
Ist dies für Koi-Teiche relevant?
Obwohl das System nicht speziell für Koi-Teiche konzipiert ist, bietet es laut Esther viele Möglichkeiten:
„Ob man es braucht, ist eine andere Frage. In Koiteichen hat man oft Algen, vor allem im Frühjahr, aber keine Pflanzen, die Stickstoff absorbieren.
Theoretisch könnte das also helfen, wenn es richtig eingestellt ist.“
Sie stellt fest, dass in der Koi-Szene Trommelfilter und Sandfilter üblich sind, mit Eiweißabschäumern als zusätzliche Option. Denitrifikation als separate Filterstufe sieht sie in Teichen immer noch selten angewandt.

Skalierbarkeit und Anwendung
Das auf der Interzoo gezeigte Gerät ist das derzeit kleinste von SANDER gelieferte. Es handelt sich um eine Neuentwicklung, die sich noch in der Entwicklung befindet. Esther:
„Wir sind offen für weitere Entwicklungen – auch in Richtung spezifischer Anwendungen. Das System läuft stabil, ist modular und kann je nach Bedarf skaliert werden.“
Schloss
Das Interview mit Esther machte deutlich, dass SANDER auf eine hochwertige, kontrollierbare Wasseraufbereitung setzt. Denitrifikation ist hier kein Zufall, sondern ein geplanter Prozess.
Für Koi-Hobbyisten könnte dies eine interessante Richtung sein – vor allem, wenn Stickstoffansammlungen, Algenblüten oder begrenzte Wasserwechsel ein Faktor sind.
Ort: Interzoo 2024, Nürnberg
Bericht: Tiebo Jacobs, KoiQuestion
Gesprächspartner: SANDER BV
Thema: Biologische Denitrifikation und geschlossene Filtersysteme für aquatische Anwendungen

